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5. April 2013

Dämmung für die Katz? Studie zur Wärmedämmung sorgt für Ärger

Filed under: Allgemein, Bestand & SanReMo, Presse, Wissen & Literatur — Schlagwörter: — Matthias Lange @ 07:05
Entwicklung Bauen

Entwicklung des energiesparenden Bauens
Quelle: Fraunhofer IBP

Ist Gebäudedämmung sinnvoll oder ein Irrsinn? Laut einer Studie im Auftrag der Förderbank KfW (die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der größte Kreditgeber in Sachen Förderung energetischer Sanierung) übertreffen die Kosten  die Einsparungen. Das Schweizer Beratungsunternehmens Prognos kommt  zu einem ernüchternden Ergebnis: Um den Heizenergieverbrauch in deutschen Wohngebäuden wie von der Regierung geplant bis 2050 um 80 Prozent zu senken, sind der Studie zufolge bis dahin Investitionen in Höhe von 838 Milliarden Euro nötig. Im Gegenzug könnten jedoch nur Energiekosten in Höhe von 370 Milliarden Euro eingespart werden. Für den Verlust müssten sowohl Eigentümer als auch Mieter und Steuerzahler aufkommen. Die Tageszeitung Welt führt in ihrem Bericht dazu weitere Argumente gegen die Dämmung von Gebäuden ins Feld:  Das Raumklima sei nach Dämmung schlechter als zuvor, je besser die Isolierung, desto üppiger wuchere der Schimmelpilz und überhaupt leide auch die Optik, Fassadenelemente verschwänden hinter öden Styroporschichten und Fenster würden wegen der dicken Laibungen zu Schießscharten.

Zur Info: nach  Zahlen des Fachverbands Wärmedämm-Verbundsysteme wurden in den letzten 20 Jahren769,1 Mio. Quadratmeter Dämmplatten angeklebt.

Kritiker monieren, an der Stichhaltigkeit der Studie dürfe erheblich gezweifelt werden. Beispielsweise haben sich die Heizölpreise seit 1998 verdreifacht, Prognos berücksichtige diese Preissteigerungen aber nicht. Und in seinen Szenarios nimmt Prognos an, der mittlere Energiepreis steige von heute bis zum Jahr 2050 von 7,8 ct/kWh auf 11,9 bis 13,2 ct pro kWh, also nur um 1,4 bis 1,86% pro Jahr. Dabei liegen die tatsächlichen Energiepreissteigerungen schon heute zwischen 5% (Gas) und 10% (Strom) pro Jahr.

So ergab etwa eine Studie der  Deutschen Energie-Agentur, dass sich über einen Zeitraum von 25 Jahren auch ehrgeizige Sanierungen von Einfamilienhäusern lohnen.

Für Immobilienbesitzer wird die Sachlage nun also nicht wirklich erhellt, als Mieter hat man aber ohnehin keine Wahl und muss hoffen, dass die verordnete Sanierung bauschadensfrei abläuft und die eingesparten Heizkosten nicht über die fälligen Mieterhöhungen wieder aufgefressen werden.

Hier geht es zur Prognos-Studie.

9 Comments

  1. Leider ging’s bei der ganzen Berichterstattung nur um Schlagzeilen und nicht um Fakten. Das Nachsehen haben ausgerechnet die Hausbesitzer, die wirklich sanieren wollen und jetzt verunsichert sind. http://www.energie-fachberater.de/news/wirbel-um-die-waermedaemmung-experten-widersprechen-prognos-studie.php

    Comment by Energie-Fachberater — 5. April 2013 @ 11:46

  2. Hallo, danke für den tollen Beitrag. Endlich mal jemand, der dem Sanierungswahn die Stirn bietet! Ich habe eine Sanierungsfirma in München und leite viele Projekte solcher Art. Was ich sehe ist, dass viele energiesparende Massnahmen Sinn machen können, zum Beispiel bei einer Badsanierung. Aber den ganzen Wohnraum zu isolieren, ich sage nur: Schimmel. Und dazu kommt, dass wenn die Luft nicht entweichen kann, dann gute Nacht, denn dann habt Ihr tropisches Klima, Luftfeuchtigkeit bis zu 65-70%.

    Wer will das denn?

    Grüße, Jürgen

    Comment by Jürgen — 10. April 2013 @ 10:47

  3. Wie hoch wären die Sanierungkosten ohne den Zusatz: “energieeffizient”? Baut ein Hausbesitzer die neuen überdimensionalen Terrassenfenster ein, weil er Energiekosten (mit 3-fach Verglasung) sparen möchte, oder weil diese Fenster einfach nur sehr schön sind? Werden die Kosten für den Maler und Verputzer unter “energieeffiziente Sanierung” oder unter Instandhaltung verbucht? Oder in vielen Fällen sogar unter Instandsetzung? Ich glaube nicht, dass man in einem Atemzug sagen kann: “Ist Gebäudedämmung sinnvoll oder ein Irrsinn? (…) die Kosten übertreffen die Einsparungen”, weil die Gebäudedämmungskosten – Teilkosten der energieeffizienten Sanierung sind.

    Comment by Klaudia — 13. Juni 2013 @ 09:12

  4. Hallo Klaudia,

    das ist wirklich ein guter Punkt, danke. Daran habe ich noch gar nicht gedacht, ob solche Kosten zur Instandhaltung zu rechnen wären. Die Effienz- bzw. Kostenwerte dürften je nach Zurechnung stark abweichen. Ich glaube Du hast da gerade bei der Hausrenovierung einen wunden Punkt getroffen. Wer sein Haus wirklich energieeffizient renovieren will, der muss wohl oder übel selbst rechnen, ob sich das rechnet (ich sage nur Stichwort Energiesparlampe; jeder kann sich selbst ausrechnen ob die Anschaffungskosten sich da tragen).

    Erst kürzlich kam jemand zu mir und lies sich die Hausrenovierung effizient rechnen. Es waren sogar mehrere Einfamilienhäuser zu renovieren. Als ich ihm die Einsparungen gegen die gesamten Kosten klarmachte, hatte sich die Hausrenovierung bzw. das Effizienzprojekt erst mal erledigt.

    Das war für mich dann kein Auftrag aber zumindest mal ein potentiell in der Zukunft gewonnener Kunde, der Vertrauen bekommen hat.

    Frage: Kennt jemand einen Baurechner online?

    VG, Jürgen

    Comment by Jürgen — 8. Juli 2014 @ 01:33

  5. […] ist ein Blog, der gute Hinweise zu effizienter Hausrenovierung gibt. Und wenn jemand in München dies vorhat, dem kann ich auch eine Empfehlung geben, klickt einfach […]

    Pingback by Hausrenovierung – energieeffizient renovieren oder nicht? | Handwerkerblog – Haus und Garten — 10. Juli 2014 @ 15:03

  6. Ich habe jüngst gelesen, dass Sanierungen schongerechnet werden. Ein Interesse daran haben vor allem die Banken, die von den staatlichen Subventionen profitieren einmal mehr.

    Vielen Dank für die sehr aufklärenden Beiträge. Toller Blog!

    Viele Grüße, Norbert

    Comment by Norbert — 24. Februar 2015 @ 16:48

  7. Vielen Dank für den guten Beitrag. Da ich öfter mit Wohnungssanierungen zu tun habe und auch Energieeffizienz und Wärmedämmung immer mehr ein Thema wird, komme ich gerne öfter auf Ihren Blog, um mich zu informieren.

    Weiter so, ein Renovierer

    Comment by Schmidt Sanierung — 2. Juli 2016 @ 23:44

  8. Toller Artikel. Ich bin auf Badrenovierungen spezialisiert und daher ist Wärmedämmung absolut ein Thema für mich. Die Temperatur im Bad muss angenehm sein, wobei die Luftfeuchtigkeit ebenfalls entsprechend sein muss. Die Effizienz für Energie und der Umweltschutz sind meinen Kunden sehr wichtig. Daher freue ich mich über weitere interessante Beiträge. Weiterhin viel Erfolg. Grüsse Klaus-Dieter M.

    Comment by Klaus-Dieter — 28. Februar 2017 @ 04:14

  9. Der Beitrag macht mir viel Sinn. Man kann auch zu viel des Guten tun und über das Maß sanieren, und dann kommt es zu Feuchtigskeitsstauung. Grüsse, Klaus

    Comment by Klaus — 15. März 2017 @ 00:01

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