Der Blog zum wohngesunden Bauen

17. November 2011

Missbildung bei Baby durch Schadstoffe in Behördengebäude ?

Filed under: Allgemein, Bestand & SanReMo, Gesundheit, Kindergärten & Schulen, Kommune, Neubau — Schlagwörter: — admin @ 10:24

Zumindest titelt so die lokale Presse zum aktuellen Schadensfall Innenraumhygiene im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bitburg – eine Behörde u.a. zur Beratung landwirtschaftlicher Betriebe.

Die Odyssee beginnt dabei bereits 2010 als nur 6 von 100 befragten Mitarbeitern nicht über Beschwerden wie Augenbrennen, Hustenreiz, Hautprobleme, Übelkeit und Kopfschmerzen  – und über einen “seltsam fruchtigen Lösungsmittelgeruch aus dem Fussboden” – klagen. ( Presseartikel )

Anfang 2011 scheint die Ursache gefunden – Glykole die aus dem Fussboden kommen ( jedoch als hygienisch unbedenklich eingestuft wurden ). ( Presseartikel ).

Nach Bewertung der chemischen Aspekte kommt nun auch die finanzielle Seite ins Spiel – die Raumluftprobleme haben bis März 2011 die Umzugskosten bereits verdoppelt, da durch Gutachten und Raumluftreinigungsgeräte bereits ca. 50.000 € zusätzlich aufgebracht werden mussten. Und auch der Geruchsverursacher wurde gefunden – Diethylenglykolmono-butylertheracetat – vermutlich aus dem Fußbodenkleber des neuen PVC-Bodens in der Behörde. ( Presseartikel )

Nach Vorlage zweier Gutachten wurden diese Mitte 2011 einem Umweltmediziner vorgelegt. Dessen Auswertung zeigt die hohe Brisanz an. So ist von einer “unglaublich hohen und lang anhaltende Ausgasung” der beiden Glykole und “massiv erhöhten” Raumluftkonzentrationendie Rede.

Auch wenn die gefundenen Stoffe an sich noch nicht toxikologisch erforscht ist, ist die Bewertung dass diese “eindeutig toxischer als andere Glykole sind und deren Konzentrationen in der Innenraumluft eindeutig niedriger liegen müssten”. In der umfangreichen Auflistung der potentiellen gesundheitlichen Beschwerden findet sich dann auch bereits an dieser Stelle neben Schwindel, Erbrechen und Kopfschmerzen auch die Fruchtschädigung oder Schädigung des Immunsystems. ( Presseartikel )

Aufgrund der Bewertung des Umweltmediziners wird nun Mitte Mai der Umzug der Behörde beschlossen ( Presseartikel ) und nach dem Umzug sind die Mitarbeiter auch wieder beschwerdefrei. ( Presseartikel )

Im November 2011 holt die Vergangenheit die Mitarbeiter wieder ein – eine Mitarbeiterin hat ein Kind mit zusammengewachsenen Zehen zur welt gebracht. Der Umweltmediziner geht davon aus, dass für die Missbildung die Schadstoffbelastung in den Büroräumen der Behörde verantwortlich ist. ( Presseartikel )

Das Sentinel-Haus Institut wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass das Thema Schadstoffe in Innenräumen proaktiv, d.h. bereits in der Planung, Ausschreibung und Umsetzung angegangen wird. So laufen auch aktuell mit verschiedenen Kommunen und Kirchenbauämtern Gespräche und Beratungsprojekte, um das Risiko von Emissionen aus Baustoffen und deren Verarbeitung von Anfang an so gering wie möglich zu halten.

Weiterhin verweise ich auch nochmals auf die Bewertungskriterien für nachhaltiges Bauen des Bundesbauministeriums ( geltend für Bundesgebäude und im Entwurf für Schulgebäude ) und den entsprechenden Beitrag in unserem Weblog.

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