Grenzwertüberschreitung für VOC bei KiTa-Sanierung in Solingen
Bei der Erweiterung einer Kindertagesstätte in Solingen, der vom Sentinel-Haus Institut in Person von Fachplanerin und Architektin Christine Overath geplant und auch unter wohngesundheitlichen Aspekten betreut wird, ist es durch Renovierungsarbeiten an einem bestehenden Stirnholzparkettboden zu deutlichen Überschreitungen der Empfehlungswerte des Umweltbundesamtes für flüchtige organische Stoffe (VOC) gekommen.
Betroffen ist ausdrücklich nicht der von Architektin Christine Overath geplante und beaufsichtigte Anbau, der nach dem Sentinel-Haus Konzept erstellt wurde. Im bestehenden Eingangsbereich (Flurhalle, Fläche ca. 140 m²), der auch als Übergang in den neuen Anbau dient, wurde in Abstimmung mit dem Trägerverein der KiTa Grashüpfer e.V. als Bauherren, der 1994 eingebaute Holzboden aus verklebtem Stirnholzparkett abgeschliffen und neu mit einem Hartwachsöl versiegelt.
Verwendet wurde ein nach dem offiziellen Schema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Baustoffen (AgBB) beim Umweltbundesamt geprüftes und vom Deutschen Institut für Bautechnik (DiBt) bauaufsichtlich zugelassenes Hartwachsöl, dessen in den Emissionszeugnissen dokumentierten Werte das Produkt als geeignet auswiesen.
Im Ergebnis wurden bei einer Raumluftmessung durch das renommierte Sachverständigenbüro Dr. Zwiener, Köln, am 20.1.2011, drei Wochen nach Fertigstellung der Beschichtung, ein Summenwert für flüchtige organische Stoffe (TVOC) von 13.000 Mikrogramm je Kubikmeter Raumluft gemessen (1 Million Mikrogramm = 1 Gramm). „Die Messung fand regelkonform unter ungünstigen Lüftungsbedingungen statt (Raum ca. 10 Std. ungelüftet)“ (Zitat Untersuchungsbericht SV-Büro Zwiener) statt.
Damit sind die Empfehlungswerte der Ad-hoc Kommission für die Innenraumlufthygiene (IRK) deutlich überschritten. Laut Empfehlung des Umweltbundesamtes ist die Raumluftqualität hygienisch inakzeptabel. „Die Raumnutzung ist allenfalls vorübergehend täglich (stundenweise) und bei Durchführung verstärkter regelmäßiger Lüftungsmaßnahmen zumutbar“. (Zitat Untersuchungsbericht SV-Büro Zwiener). Eine zweite Messung wurde am 26. Januar durchgeführt, die Ergebnisse sollen voraussichtlich am 28. Januar vorliegen.
Der Vorgang bestätigt die Ansicht des Sentinel-Haus Instituts, dass eine Vor-Ort-Behandlung von Holzoberflächen aus hygienischer Sicht problematisch sein kann, auch wenn sie aus praktischer und baulicher Sicht unumgänglich ist, um – wie in diesem Fall den Boden – die Oberfläche vor Verschleiß und Beschädigung zu schützen. Als Konsequenz aus diesem Vorfall hat das Institut seine Verarbeitungsregeln für die örtliche Oberflächenbehandlung mit Ölen, Wachsen von Fußböden nochmals überarbeitet und veröffentlicht.
Das Sentinel-Haus Institut wird alle Anstrengungen unternehmen, um dem Auftraggeber in dieser Situation mit fachlichem und persönlichem Rat zur Seite zu stehen und den Kindern und den Beschäftigten der Kindertagesstätte Grashüpfer einen wohngesunden Aufenthalt zu ermöglichen. Ausdrücklich begrüßen wir den transparenten Umgang mit Informationen durch den Vorstand des Trägervereins in Richtung Öffentlichkeit, Behörden, Eltern und Mitarbeitern. Weitere Maßnahmen werden nach Vorliegen der Ergebnisse der zweiten Messung beraten und festgelegt.
13000 Mikrogramm pro Kubikmeter ist schon heftig.
Das zeigt einmal mehr, dass nach AgBB geprüfte Baustoffe keine Garantie für ausreichend gesunde Innenraumluft darstellen. Ein weiteres Risiko sind Fehler bei der Verarbeitung.
Dr. Rainer Bruns
Comment by Dr. Rainer Bruns — 27. Januar 2011 @ 14:12
Weitere Informationen aus der Presse unter
http://www.solinger-tageblatt.de/Home/Solingen/Kita-Sorgen-wegen-Luftbelastung-da6d0812-3c3f-4071-8759-e20a70512524-ds
und
http://www.rp-online.de/bergischesland/solingen/nachrichten/Kita-Eltern-wegen-Gestank-in-Sorge_aid_957606.html
Comment by Stefan Lapenat — 27. Januar 2011 @ 16:37
Info-Update unter
http://www.rp-online.de/bergischesland/solingen/nachrichten/Kita-Leiterinnen-der-Grashuepfer-gekuendigt_aid_962602.html
Comment by Stefan Lapenat — 10. Februar 2011 @ 14:39